Montag, 31. März 2014

Montagsfrage #16 von Libromanie


Die Montagsfrage von Libromanie spricht mir richtig aus der Seele! Endlich kann ich Werbung machen für ein für mich gefühlt vernachlässigtes Kulturgut: 

"Gehst du gerne zu Lesungen?"

JA!!!! Beweisstück A, B und C. Gerade mein intensiver Besuch der Buchmesse in Leipzig dieses Jahr hat mir wieder vor Augen geführt wie gerne ich zu Lesungen gehe. Es ist mindestens genauso schön wie ein Theater- oder Kinobesuch, vielleicht noch besser, wenn ich daran denke, dass meine letzte Lesung in Leipzig mir ein süßes neues Café zeigte und es vorher ein leckeres Abendessen und danach noch leckere Cocktails gab. Ich habe sogar schon mal selber Lesungen veranstaltet - d. h. wenn Freunde den Fehler begehen dazu ja zu sagen, lese ich ihnen auch selber vor. Hach, das erinnert mich an diesen schönen Sommertag, an dem ich mit meinen besten Freundinnen am See lag und wir "Frühstück bei Tiffanys" in einem Stück gelesen haben. Hab ich erwähnt, dass ich Lesungen sehr mag? ^_^

Alex hält sich übrigens heute zurück - bevor wir mit dem Blog begonnen haben, hatte sie noch keine Lesung besucht, aber ich konnte sie überreden, worüber ich immer noch froh bin. Denn erstens wäre ich nie alleine zu der Weihnachtslesung gekommen (autolos) und zweitens war es zusammen viel lustiger. Auf der zweiten Lesung ihres Lebens hat Alex auch eine interessante Bekanntschaft gemacht (hier), was ihr eine neue Möglichkeit gegeben hat (hier).

Sonntag, 30. März 2014

Rezension: Die dreizehnte Geschichte von Diane Setterfield

Mein Challenge-Buch #3 war (ungeahnt) eine wirkliche Herausforderung. Ich habe fast nicht mehr daran geglaubt, konnte es nun aber auch noch pünktlich im März beenden.

„Die dreizehnte Geschichte“ von Diane Setterfield
528 Seiten
9,99 € Taschenbuch








Vida Winter ist die beliebteste Autorin Englands, Millionen kennen und lieben ihre Geschichten, doch keiner kennt Vida Winter wirklich. Fragen nach ihrem Leben beantwortet die Autorin immer mit anderen ausgedachten, abenteuerlichen Geschichten und drückt sich so um die Wahrheit. Als Vida spürt, dass sich ihr Lebensabend nähert lädt sie die junge Biografin Margaret auf ihr Anwesen ein, um ihr eine unglaubliche Lebensgeschichte anzuvertrauen.

Dieses Buch hat mich anfangs sehr angesprochen, Bücher rund um Autoren und buchverrückte Menschen haben ihren ganz eigenen Reiz. Dazu noch düstere Geschichten und Geheimnisse. Eigentlich bin ich bei sowas sofort dabei. Leider war meine ursprüngliche Freude schnell verebbt. Die Beschreibungen im Buch sind willkürlich in die Länge gezogen ohne wirklich zu einer stimmigen Atmosphäre beizutragen. Auch die Gedankengänge der Protagonistin, der jungen Biografin, sind häufig nur langatmig und gezwungen „mysteriös“ gestaltet, ohne den Leser wirklich näher an sie heran zu bringen.
Spannend fand ich den Ansatz die Geschichte mit Bezügen zu den literarischen Werken der Bronte-Schwestern zu versehen. Gerade „Jane Eyre“ ist eines meiner Lieblingsbücher, diese Einschübe wirkten auf mich jedoch leider sehr erzwungen und eher willkürlich gesetzt, als wirklich durchgängig in die Geschichte eingebaut.
Das „Zwillings-Thema“ im Buch hatte anfangs auch noch seinen Reiz, die Vorstellung einer so engen und intimen Bindung zwischen Geschwistern, dass die Verbindung nie abreißen kann hat schon für sich genommen etwas Magisches. Diesen ganz natürlichen Zauber hat die Autorin aber durch viele Klischees und manche wirklich störende Passagen Stück für Stück in den Hintergrund gedrängt.

Bei „Die dreizehnte Geschichte“ fallen mir einige gute Aspekte ein, die leider Stück für Stück alle in einem „Aber“ enden. Ähnlich ging es auch meiner Begeisterung das Buch zu beenden, ich habe es mehrmals beiseite gelegt und erst andere Bücher gelesen. Leider wurden die Details der Geschichte dadurch auch schon von anderen (besseren) Büchern in den Hintergrund gedrängt.

Unterm Strich habe ich zwar schon schlechtere Bücher gelesen, hatte mir bei dem tollen Ansatz jedoch deutlich mehr erhofft: 2 von 5 Leseratten, weil ich glaube, dass Leser die sich in diesem etwas bemühten Schreibstil besser zu Hause finden auch die Geschichte besser genießen können als ich.

Samstag, 29. März 2014

Rezension: Straßen von gestern von Silvia Tennenbaum

Mein Leseexperiment für März war ein Treffer! Da bin ich besonders froh drüber, da ich zum ersten Mal das Cover in meine Kaufentscheidung habe einfließen lassen und dem gegenüber immer sehr skeptisch war. 

"Straßen von gestern" von Silvia Tennenbaum Schöffling & Co

656 Seiten

19,95 € (Gebundene Ausgabe)

(Ich hab mir eine gebrauchte gebundene Ausgabe für 3,97 € bestellt, da es lustigerweise günstiger als ein gebrauchtes Taschenbuch war.)






Die Familie Wertheim ist eine alte, angesehene, jüdische Familie in Frankfurt. Schließlich haben sie schon zu Zeiten der Judengasse in Frankfurt gelebt. Seit ihrer Abschaffung haben sie es mit ihrem Woll- und Bankgeschäft zu reichen, einflussreichen Leuten geschafft. Die Familienchronik beginnt 1903 als die junge Generation aus fünf Brüdern besteht, die zum Teil bereits verheiratet sind und Kinder haben. Der jüngste Sohn Eduard scheint der vielversprechenste Nachfolger im Familiengeschäft zu sein.

Es folgen 42 Jahre, in denen sowohl die Familie als auch das Land und die Stadt Frankfurt viel erleben. Es ist überflüssig zu erwähnen, wie es natürlich für eine jüdische Familie immer schwieriger wird, in Deutschland dieser Zeit zu leben.

Am Anfang fand ich das Buch lediglich nett. Die Lebensläufe der einzelnen Familienmitglieder wurden unterschiedlich ausführlich beleuchtet, gelegentlich gab es kurze Zusammenfassungen zu jedem Einzelnen. Mir erschien es gelegentlich, als ob sich die Autorin mit der Zahl der Figuren übernommen hatte. Auch das allgemeine Thema blieb mir zunächst verborgen, denn es gab viele unterschiedliche Themenbereiche, die angesprochen wurden: Die Verbannung des eigenen Sohnes, die Sicht auf das aufstrebende Amerika in der damaligen Zeit, der erste Weltkrieg, die Kunst, die Liebe, die Schwierigkeiten alter gegen neuer Werte, Homosexualität.

Etwa nach dem ersten Drittel des Buches hat es mich gepackt. Eigentlich war es, als ob viele kleine Geschichten erzählt wurden, jede war für sich anders, spannend oder interessant. Dennoch wäre es für den Gesamteindruck des Buches besser gewesen, wenn alle mit einem stärkeren roten Faden verbunden wären. Sicher - jede normale Familie besteht auch aus verschieden zusammengewürfelten Charakteren und manche bieten spannendere Geschichten als andere. Man könnte es also auch als besonders realitätsnah ansehen, einen Roman so aufzubauen. Mich persönlich hat es im Lesefluss etwas gestört.

Zum Ende als die Verfolgung der Juden durch die Nazis und der zweite Weltkrieg begann, entpuppte sich das Buch noch als besonders wertvoll. Einige wissen ja schon, dass ich eine gewisse Faszination für diese Zeit hege. Ich strebe vor allem an zu verstehen, was es hieß zu dieser Zeit zu leben und wie es möglich war, dass diese ganzen Schrecken geschehen konnten. "Straßen von gestern" haben es geschafft, einen neuen Blick auf diese Zeit zu werfen. Ganz ohne die Greuel an sich in den Vordergrund zu rücken, was das Buch immer noch leicht verdaulich machte.

Insgesamt kann ich das Buch aufgrund der steigenden Qualität und insbesondere wegen der letzten 200 Seiten sehr empfehlen. Aufgrund des für mich holprigen Starts gibt es aber "nur" vier von fünf Leseratten.


PS: Das Buch spielt übrigens vorwiegend in dem Stadtteil Frankfurts, in dem ich selber lebe. Es war schön im Geiste die Straßen, die ich zum Teil täglich selber entlang laufe, die Figuren entlang laufen zu sehen. Es hat mir noch eine weitere Möglichkeit gegeben nachzuvollziehen, wie es war Teil dieser Zeit zu sein. 

Mittwoch, 26. März 2014

Rezension: Komm ich erzähl dir eine Geschichte von Jorge Bucay

Nach einer ziemlich blöden Woche hat mir Susi vor einer Weile „Komm ich erzähl dir eine Geschichte“ von Jorge Bucay in die Hand gedrückt. Sie sagte, dieses Buch ist pures Futter für die Seele... und sie hatte Recht!

„Komm ich erzähl dir eine Geschichte“ von Jorge Bucay
Fischer Verlag
336 Seiten
8,95 € (Taschenbuch)








„Komm ich erzählt dir eine Geschichte“ gibt die Gespräche zwischen Demian und seinem Psychiater, den er „den Dicken“ nennt, wieder. Demian ist ein junger Mann auf der Suche nach sich selbst, beladen mit einigen Fragen zum Leben, Problemen mit sich und seinem Umfeld. Der Dicke ist ein schier unerschöpflicher Quell von Denkanstößen. Gute Ratschläge erteilt der Dicke fast nie direkt, er leitet immer nur zum reflektierten Denken an. Das tut er mit Hilfe einer Menge farbenfroh zusammengestellter Geschichten und Anekdoten, Witze und Parabeln, Märchen und Fabeln.
Vielleicht lag es daran, dass ich genau in der passenden Situation und Stimmung war, als ich dieses Buch aufschlug, aber Fakt ist: direkt die erste Geschichte hat mich umgehauen und ich saß wie vom Donner gerührt vor dem Buch. Die Geschichte über den Elefanten, der an einen kleinen Pflock angekettet verharrt, obwohl er alle Kraft hätte sich zu befreien… eine Metapher auf uns alle, dass wir manchmal gesteckte Grenzen viel zu schnell akzeptieren, weil uns ein Leben lang eingeredet wird, dass wir dies oder jenes nicht können. Würden wir es nur nochmal ausprobieren und unsere Kräfte nutzen könnten wir die Grenzen sprengen.
Diese Geschichte war gleich zu Beginn ein Highlight für mich, es kam aber noch eine ganze Reihe weiterer Erzählungen, die so absolut treffend waren, dass ich mich manchmal regelrecht ertappt gefühlt habe. Irgendwie steckt ein bisschen von Jedem von uns in den Geschichten des Dicken.
Ich glaube die eine oder andere Geschichte muss ich dann auch noch ein paar Mal lesen, weil sie mir Kraft gibt und mich tröstet (wie die Geschichte vom angeketteten Elefant) oder mir versichern kann, dass all das was man so erlebt einfach nur menschlich ist (wie die Geschichte über die taube Ehefrau).
Die Geschichten sind allesamt recht kurz und perfekt um abends noch einmal ein paar Seiten zu lesen und über sich und das Leben nachzudenken. Dabei sind alle Geschichten irgendwie motivierend und aufbauend und bieten wie Susi schon ankündigte „Futter für die Seele“.
Ich kann (und muss!) „Komm ich erzähl dir eine Geschichte“ allen Lesern ans Herz legen. Allen! Die Gedanken und Erkenntnisse, die dieses Buch mitbringt und auslöst sind kostbar und ich glaube jeder kann sich seinen Teil davon mitnehmen und für sein eigenes Leben verwenden.
Unterm Strich? Klar! 5 von 5 Leseratten für „Komm ich erzähl dir eine Geschichte“.

Montag, 24. März 2014

Montagsfrage #15 von Libromanie


Die Montagsfrage von Libromanie entwickelt sich zu einem richtigen kleinen "Interview", nach der Frage danach, wann man Rezensionen liest wechseln wir die Seiten und erzählen, warum wir Rezensionen schreiben. Die Frage lautet nämlich:

"Warum schreibst du Rezensionen?"

Alex' Antwort: Ich schreibe Rezensionen vor allem, weil ich Bücher liebe. Und, weil ich nur wenige Freunde habe, die diese Begeisterung so vollkommen teilen. Früher (bevor ich gebloggt oder bei vorablesen rezensiert habe) musste ich also all meine Begeisterung an wehrlosen Freunden auslassen, die es (wenn ich ganz ehrlich bin) vermutlich nicht immer so super spannend fanden, was ich nun alles so lese, warum ich es toll oder nicht so toll finde. Diese Begeisterung kann ich jetzt viel besser teilen, mit den Freunden die es interessiert und mit vielen anderen Lesern, die alle gemeinsam haben, dass sie Bücher lieben.
Der zweite Grund ist dann schon wesentlich banaler: ich rezensiere, weil ich Bücher dann nicht so leicht "vergesse". Weil ich mir durch das rezensieren und das schreiben über ein Buch leichter bewahren kann, was ich alles gelesen und geliebt habe. Notizen mache ich mir aus diesem Grund nämlich schon eine ganze Weile beim Lesen. Von diesen Notizen zu Rezensionen war es nur ein kleiner Schritt.

Susis Antwort: Ich schreibe Rezensionen in der Hoffnung andere Leute vor schlechten Büchern zu bewahren. "Das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher." Gleichzeitig finde ich es schön, dass mir das Rezensionen schreiben ermöglicht noch einmal intensiv über ein Buch nachzudenken. Mehr kann ich eigentlich gar nicht hinzufügen - denn auch ich erzähle gerne ganze Bücher nach, die ich gut finde. Wie gut ein Buch ist, erkenne ich daran, wievielen Leuten ich darüber ein Ohr abkaue ;-) .

Sonntag, 23. März 2014

Rezension: Hector fängt ein neues Leben an von Francois Lelord

Weil Bücher helfen können, beruhigen und motivieren und weil ich das gut gebrauchen konnte habe ich „Hector fängt ein neues Leben an“ von Francois Lelord gelesen. Ich habe das Buch beim Adventskalender von Wortstark & Bildgewaltig gewonnen und es passte gerade einfach gut zu meiner Stimmung.

„Hector fängt ein neues Leben an“ von Francois Lelord
Piper Verlag
208 Seiten
17,99 € (Hardcover)









Es gibt schon eine ganze Menge Bücher über den Psychiater Hector, der verschiedenste Lebenssituationen durchsteht: nach dem Glück sucht, nach der Freundschaft oder wie in diesem Fall nach einem neuen Leben. In „Hector fängt ein neues Leben an“ steht sowohl Hector, als auch eine Reihe seiner Patienten vor dem Problem ihr Leben ändern zu wollen. Grundlegend umkrempeln vielleicht und doch gar nicht so viel anders machen (zumindest in Hectors Fall). Die Midlife Crisis schlägt zu oder einfach nur eine stinknormale Sinnkrise, bei einem Patienten gar wird die Änderung des Lebens erstmal von außen erzwungen, ehe er aus der Not eine Tugend macht und seinem Leben eine neue Richtung gibt.
Die vielen kurzen Kapitel des Buches haben mir gut gefallen, jedes Kapitel beschäftigt sich mit einem Gedanken oder Erlebnis Hectors oder mit einem Gespräch mit einem der Patienten. Vor allem die vielen kleinen Geschichten der Patienten haben es mir angetan. Die Charaktere wurden kurz und knackig vorgestellt und trotzdem hatte ich das Gefühl immer genug über sie erfahren zu haben, sie gut kennengelernt zu haben. Schön war die Essenz, dass alle Menschen, so unterschiedlich sie auch waren und so unterschiedlich auch ihre Lebenssituationen waren doch vor denselben Problemen standen und dieselben Entscheidungen treffen mussten. Welcher Leser kann sich da nicht angesprochen fühlen?
Ich habe bisher noch keines der anderen Hector-Bücher gelesen, vielleicht habe ich auch deswegen ein wenig gebraucht ehe ich mit Hector selbst dann so gut warm geworden bin wie mit seinen Patienten. Erst war er mir zwar sympathisch, weil die von ihm getroffenen Überlegungen so direkt und ehrlich wirkten, sensibel und offen. Seine Entwicklung innerhalb des Buches hat mir dann aber leider so gar nicht gefallen. Da musste ich mich dann erstmal wieder neu mit Hector anfreunden. Natürlich war Hectors Weg nur eine Möglichkeit, nochmal etwas „anderes“ zu probieren und sein Leben zu ändern ohne gleich alles umzuwerfen (wenn auch nur durch Glück). Aber für mich blieb da ein unangenehmer Beigeschmack. Es hätte nur noch der rote Sportwagen (möglichst ein Cabrio) gefehlt, dann wäre Hector zum absoluten Klischee des Mannes in der Midlife Crisis mutiert. Ich glaube, dass hätte der Autor besser gekonnt. Vielleicht war dies aber auch eine bewusste Entscheidung, um die Bandbreite der Möglichkeiten aufzuzeigen, worin so ein „neues Leben“ bestehen kann. Gut möglich. In diesem Fall so gar nichts für mich.
Der Schreibstil wiederum hat mir recht gut gefallen, denn obwohl französische Autoren manchmal für meinen Geschmack etwas zu verschnörkelt und blumig schreiben hat die Sprache sich hier gut zum Thema eingefügt. Die detaillierten, liebevollen Beschreibungen von Paris, Hectors Treffen und Erlebnissen haben einen guten Kontrast zum sonst doch recht grüblerischen Grundthema geboten.

Insgesamt hat mir „Hector fängt ein neues Leben an“ leider nur mäßig gut gefallen. Ich hätte mir mehr von diesen kurzen und motivierenden Geschichten gewünscht, mehr Abwechslung dabei und vielleicht auch eine andere, differenziertere Darstellung von Hectors neuem Weg. Ich vergebe für dieses Buch zwar nur 2 von 5 Leseratten, werde trotzdem bei Gelegenheit nochmal eines der anderen Hector-Bücher zur Hand nehmen, da die Grundidee des Aufbaus und Erzählart der Geschichte mir doch gut gefallen haben. Vielleicht kann ich mich dann auch mit den Wendungen der Geschichte und Entwicklung des Protagonisten besser anfreunden.

Samstag, 22. März 2014

Rezension: Mit zwanzig hat man kein Kleid für eine Beerdigung von Valentina D'Urbano


Ein weiterer kleiner Schatz von vorablesen. Ich hab mich zunächst etwas vor diesem Buch gedrückt, weil ich Angst hatte, es könnte zu düster sein, aber es ist einfach nur kraft- und gefühlvoll.

"Mit zwanzig hat man kein Kleid für eine Beerdigung" von Valentina D'Urbano dtv

280 Seiten

14,90 € (Taschenbuch)

(Eine Leseprobe von vorablesen findet ihr hier.)






Beatrice hat ihren Freund Alfredo verloren. Er ist mit nur 21 Jahren in dem Elendsviertel, in dem sie zusammen aufgewachsen sind, gestorben. Man nannte sie die Zwillinge, weil sie unzertrennlich waren, wenn auch die Art der Beziehung, die sie geführt haben, ein Rätsel ist, das die Spannung des gesamten Buches ausmacht.

Beatrice erzählt ihre gemeinsame Geschichte. Von dem trinkenden, gewalttätigen Vater von Alfredo, den Schwierigkeiten im Viertel, wie es ist an einem solchen Ort aufzuwachsen, wo man für das Leben abgestempelt ist, wo die Polizei sich nicht hintraut und man sich dennoch heimisch und geborgen fühlt. Sie erzählt, wie es ist, in der Pubertät festzustellen, dass man den Jungen, der wie ein Bruder mit einem aufgewachsen ist, liebt und begehrt. Wie man jemanden hassen und gleichzeitig lieben kann.

Bereits bei der Leseprobe war ich von der Kraft und Authentizität der Sprache beeindruckt. Und jetzt, wo ich das Buch komplett gelesen habe, bin ich noch mehr beeindruckt. Denn Valentina D'Urbano hat es geschafft diesen Ton und diese Sprache das ganze Buch durchzuhalten. Man ist völlig gefangen von Beatrice und ihrer Geschichte. Ich habe das Buch fast in einem Zug gelesen.

Gleichzeitig hat mich die Tiefe der Gefühle, die sie nur durch den Subtext rübergebracht hat, sehr beeindruckt. Eigentlich streiten, schlagen, beleidigen, quälen sich Beatrice und Alfredo nur. Aber in der Art, wie Valentina D'Urbano darüber schreibt, ist die immense Leidenschaft und Tiefe der Gefühle beider Charaktere zu spüren. Bis zur letzten Seite war eigentlich nicht klar, wie genau die Beziehung der beiden aussieht. Ich war der Autorin sehr dankbar, als sie mit derselben subtilen Art diese quälende Frage auch noch beantwortet hat. Und das sie es erst dann getan hat, war gut und gerecht gegenüber dieser einmaligen Hass-Liebes-Geschichte gewesen.

Es ist ein starkes, beeindruckendes Buch. Insbesondere wenn man bedenkt, dass es ein Erstlingswerk für ein Gewinnspiel ist. Valentina D'Urbano hat ganz zurecht mit dem ersten Platz die Veröffentlichung  dieser besonderen Geschichte gewonnen.

Ich möchte dem Buch gerne vier von fünf Leseratten vergeben. So wunderbar und perfekt die Schilderungen, die Darstellung der Charaktere und ihres Gefühlslebens auch ist, es ist im Verhältnis zu anderen Werken eine kleine Geschichte, wenn auch mit so viel Kraft und Leidenschaft geschrieben.


Mittwoch, 19. März 2014

Jubiläum: Das fünfzigste Buch im Rattenbau

Unglaublich! Am 27.09.213 also vor fast genau 6 Monaten haben wir unseren ersten Post veröffentlicht und nun hat Alex mit dem Buch "Das Leben natürlich" von Elizabeth Strout vor etwas einer Woche das fünfzigste Buch in unser Bücherregal geräumt. Und wir dachten uns, das ist die Gelegenheit für ein kleine Rückschau.

Die Zahlen beweisen, was ich schon oft gesagt habe: Alex ist die wesentlich fleißigere Leseratte. Ich habe nur 15 der 50 Bücher gelesen, während wir Alex 35 tolle Buchentdeckungen zu verdanken haben (bzw. auch ein paar Buchenttäuschungen). Sie ist daher nicht nur die engagierte Blogmutti und der technische Support von unserem Blog, sondern auch der Grund, warum ihr so oft Neues von uns lesen könnt.

Nach fünfzig Büchern ist es auch Zeit, noch einmal darüber nachzudenken, welches das Beste war. Um fair bleiben zu können, konnten wir dabei natürlich nur unter den mit fünf Ratten bewerteten Büchern auswählen. In dieser Kategorie gibt es bei mir immer noch einen klaren Favoriten, auch wenn manche vielleicht schon müde sind, es zu hören: 

„Das große Los“ von Meike Winnemuth 
Knaus-Verlag 


329 Seiten  

19,99€ (Gebundene Ausgabe)







Vielleicht habe ich ja Glück und eines meiner vielen Neuerwerbungen von der Leipziger Buchmesse können diesem Buch das Wasser reichen - schließlich habe ich es auf der Buchmesse 2013 entdeckt.


Alex Highlight der bisherigen im Blog vorgestellten Bücher ist "Liebe und andere Parasiten" von James Meek.

"Liebe und andere Parasiten" von James Meek
DVA Verlag
560 Seiten

22,99 € (Hardcover)








Für mich ist "Liebe und andere Parasiten" das Highlight meiner ersten Etappe im Blog, weil es ein Buch ist, dass genau für das steht, was den Blog für mich ausmacht: Ohne die Arbeit an dieser Seite wäre mir dieses Buch niemals empfohlen worden und ich hätte es vermutlich nicht gelesen verschlungen. Mir wäre ein Buch entgangen, dessen tragisch-komische Geschichte und skurrile Charaktere so genau nach meinem Geschmack sind, dass ich viel Spaß daran hatte und dessen eher tiefsinnige Themen mich gleichzeitig beschäftigen konnten.

Ich wünsche mir mehr solche Entdeckungen für die nächsten 50 und 100 Bücher im Rattenbau!

Montag, 17. März 2014

Montagsfrage #14 von Libromanie


Susi gönnt sich eine Pause nach dem anstrengenden Messemarathon, heute werde also nur ich die Montagsfrage von Libromanie beantworten:

"Liest du die Rezensionen zu einem Buch vor oder nach dessen Lektüre?"

Das kommt bei mir ganz auf das Buch an, generell könnte ich sogar sagen "Warum oder? Bei mir eher und!" 

Bei Büchern, in die ich mich auf Grund Thematik oder Klappentext spontan verliebe lese ich Rezensionen erst, wenn ich das Buch selbst gelesen habe. Weniger wegen der "Spoilergefahr", sondern weil ich mir durch die Kritik anderer Rezensenten nicht die Vorfreude verderben möchte. Zu diesen Büchern lese ich dann (falls vorhanden) ganz gerne Berichte in Zeitungen, um mich zu informieren, ob das Buch etwas für mich ist.

Häufig ist es aber auch so, dass ich eine Rezension lese und erst dadurch auf das besprochene Buch aufmerksam werde. Da kann natürlich das Buch erst nach der Rezension kommen. Ich lasse mich gern von der Begeisterung toller Blogger anstecken und mir von ihnen bei der Auswahl der nächsten Bücher "helfen".

Es gibt lediglich einen Zeitpunkt, zu dem ich keine Rezensionen  zu einem Buch lesen kann: während ich es selbst lese. Wenn ich auf einem Blog auf eine Rezension zu einem Buch stoße, dass ich gerade selbst lese scrolle ich ganz schnell weiter und lese diese Rezension bewusst nicht.
Das hat einen ganz einfachen Grund: während ich ein Buch lese, möchte ich mit ihm "allein" sein.

Sonntag, 16. März 2014

Leipziger Buchmesse 2014: Tag 3

Tag 3 das war der Tag des Bloggertreffens von lovelybooks und Bastei Lübbe und der Neuzugänge. Nach drei Tagen um Bücher schleichen, über Bücher reden und von ihnen hören, hätte ich doch niemals ohne ein paar neue Bücher nach Hause gehen können.

Beim Bloggertreffen stellten zunächst die beiden Autorinnen des folgenden Buches es höchstpersönlich  vor. Es fand sich auch anschließend in unserem kleinen Geschenkbeutel wieder:


"Törtchenzeit" von Jessi Hesseler und Sonja Kraus, Bastei Lübbe

14,99 € (Gebundene Ausgabe)

153 Seiten

Jessi bloggt schon seit einiger Zeit in ihrem Blog "Törtchenzeit". Jeden Samstag wird gebacken und jeden Sonntag darüber gebloggt. Sonja Kraus kennt sie von der Arbeit und ist mit ihr auch schon mehrere Jahre befreundet. Sonja musste sowohl sie als auch den Verlag einige Zeit bearbeiten, damit es zu diesem Buch kommt, aber jetzt ist es geschafft. Die Kooperation bestand vor allem darin, dass Jessi die Rezepte und das Know How stellte, während Sonja quasi darüber entschied, welches Rezept in das Buch sollte: Solange sie es schaffte, es alleine nachzubacken, war es nicht zu schwierig.

Anschließend gab es noch eine Podiumsdiskussion mit einer Vertreterin von Bastei Lübbe, dem Fantasyautor Kai Meyer, zwei Bloggern (Christian und Karin) und einer Vertreterin von Iron Buchblogger. Es ging vor allem um die Chance der Vernetzung untereinander und den zusätzlichen Nutzen von social media.

Neben dem süßen Buch von oben sponserte auch lovely books einige Neuzugänge für den Rattenbau. Noch habe ich mich mit Alex nicht um die Ausbeute geprügelt, aber hier schon mal kurz die Titel:


"Die Illusion des Getrenntseins" von Simon van Booy, Insel Verlag

18,95 € (Gebundene Ausgabe)

205 Seiten

Aus dem Klappentext: "Eine kleine Bäckerei in Paris, mitten in den Wirren des Zweiten Weltkrieges. Ein Soldat, dem in einem Akt der Güte das Leben geschenkt wird und der damit das Richtige tut. Eine mutige junge Frau, die offene Arme hat für ein Neugeborenes ohne Namen. Und ein Autor, der die Geschichte dieser Menschen in einer wunderbar zarten, eleganten Prosa erzählt - und dabei die unglaubliche Wucht menschlichen Schicksals entfaltet."




"Ein schädlicher Einfluss" von Kate Bordstein, Eden Books

14,95 € (Broschiert)

352 Seiten

Aus dem Klappentext: "Scientologe, Ehemann und Vater, Transe, Seemann, SM-Sklavin, Theaterautorin, Lesbe und Gender-Outlaw sind nur einige der Begriffe, die Kate Bordsteins außergewöhnliches Leben kennzeichnen. (…) Bornsteins bisher persönlichstes Buch erzählt mit viel Weisheit, beißendem Witz und entwaffnender Ehrlichkeit die Geschichte des netten jüdischen Jungen aus New Jersey, der zum hochrangigen Scientology-Mitglied in der Sea Org aufsteigt und eine Familie gründet, um dann in den 1990er-Jahren als Transsexuelle eine schillernde Persönlichkeit der Lesbenszene in Seattle zu werden."

Bitte verratet es Alex nicht, aber am liebsten hätte ich beide gerne! Die anderen zwei Geschenke "Die Seltsamen" von Stefan Bachmann und "Das Mädchen mit dem Haifischherz" von Jenny Fagan stehen schon in unseren Regalen, aber wir haben uns natürlich trotzdem sehr gefreut.

Aber damit war der Tag noch nicht zu Ende!

Anschließend bin ich noch zu einer Lesung gegangen und habe meinen Favoriten der Leipziger Buchmesse 2014 gefunden, gekürt und natürlich gekauft!


"Eine kurze Geschichte der Menschheit" von Yuval Noah Harari, DVA

24,99 € (Gebundene Ausgabe)

528 Seiten

Die Lesung zu dem Buch war gut vorbereitet und sehr gut gestaltet. Neben einem Gespräch mit dem Autor wurden drei Teile aus dem Buch gelesen. Und beides führte zu schwerer Verliebtheit meinerseits.

Yuval Noah Harari ist Geschichtsprofessor in Jerusalem und seine Studenten beschwerten sich wiederholt, dass es kein umfassendes Werk der Menschheitsgeschichte in Hebräisch gäbe. Er stellte ihnen daraufhin seine Notizen zur Verfügung und entschied später, als er festangestellt war und größere Freiheiten genoss, ein Buch für seine Studenten zu schreiben. Er hoffte höchstens, dass sich noch Studenten an anderen Universitäten dafür interessieren könnten. Dann wurde das Buch in Israel ein Bestseller, wurde in fünf Sprachen übersetzt, weitere 20 sollen folgen.

Das Geheimnis? Der Historiker Harari hat interdisziplinär gearbeitet und sich mehr für Zusammenhänge als eine Auflistung von Details interessiert und besitzt offensichtlich ein Talent dafür, seine Erkenntnisse leicht verständlich und unterhaltsam zu verpacken. Es klingt nach einem solch trockenen Thema, doch das Buch hat mich bei der Lesung gefesselt, erstaunt, amüsiert, einfach gepackt. So wanderte es wenige Minuten später in meinen Besitz.

In der Messebuchhandlung konnte ich nicht widerstehen - ich schaute mir noch einmal die Favoriten an, die sich über die letzten Tage angesammelt hatten, doch keiner überzeugte mich so sehr, dass ich ihn direkt mitnehmen wollte. Nur eins noch:


"Christa und Gerhard Wolf. Gemeinsam gelebte Zeit" von Sonja Hilzinger, Verlag für Berlin-Brandenburg

19,99 € (Gebundene Ausgabe)

296 Seiten

Ich habe eine Schwäche für Autorenbiografien und für (echte) Liebesgeschichten. Wie sollte ich da ein solches Buch stehen lassen?

Aber der Tag war immer noch nicht zu Ende! Zu Hause lud ich erst einmal die ganzen Schätze ab und meine Mutter packte sie in eine Kiste, damit ihr von mir bewohntes Arbeitszimmer nicht völlig im Chaos versinkt. Danach flitzte ich weiter zu meiner Abschlussveranstaltung: Lesung in einer kleinen niedlichen Kneipe.


"Lovetrotter" von Wlada Kolosowa, Kailash Verlag

14,99 € (Broschiert)

253 Seiten

Reisen und Liebe … wer meine Lesegewohnheiten kennt, sollte wissen, dass ich diesem Buch niemals hätte widerstehen können. Und die Lesung hat mich bestätigt. Die Geschichten sind amüsant, herzerwärmend, lehrreich, interessant und einfach schön. Ich freu mich schon aufs Lesen!



So … jetzt schäm ich mich erst einmal ein bisschen, weil ich keine Ahnung hab, wann und ob ich diese ganzen Bücher lesen werde. Ich hoffe, ihr hattet auch eine schöne Buchmesse. Ich habe mich auf jeden Fall neu verliebt und freue mich jetzt schon auf nächstes Jahr. Vielleicht wage ich dieses Jahr auch den ersten Vergleich zur Frankfurter Buchmesse.

Abschließen möchte ich mit dem schönen Text, der auf der Geschenktüte von lovelybooks stand:

Today I'd like to sit and read
Forget I have a job I need
Ignore the things I have to do
And just enjoy a book or two

Samstag, 15. März 2014

Leipziger Buchmesse 2014: Tag 2

Der zweite Tag auf der Buchmesse war unser persönlicher Elterntag ^_^: Alex besuchte mit ihrer Mutter und ich mit meinen Eltern die Buchmesse. Deswegen hangelten wir uns nicht ganz so wie am ersten Tag von Veranstaltung zu Veranstaltung. Dafür habe ich den Tag genutzt, um euch ein paar Impressionen mitzubringen:

Die Sonne schien die ganzen zwei Tage herrlich durch die Glashalle und die Hallen verbindenden Glasgänge ein. Schön sich dabei immer ein bisschen aufzuwärmen.












Die Stände hatten wie jedes Jahr diesen schönen Wiedererkennungswert. Dank breiterer Gänge und einer weiteren Verteilung war es aber viel angenehmer von Stand zu Stand zu gehen. Ich bin ganz begeistert von dieser heimeligen Atmosphäre lauter kleiner schöner Buchläden.

Ein besonderer Dank gilt an diesem Tag jedoch dem Diogenes Verlag. Ich hatte ein sehr nettes Gespräch mit einer Vertreterin am Stand und sie gab mir für Alex und mich zwei sehr schöne Bücher mit.

Anschließend tranken Alex und ich noch einen Kaffee, um all die Eindrücke zu verarbeiten und ließen noch bei zwei Lesungen den Tag ausklingen.




"Couchsurfen und andere Schlachten" von Arnon Grünberg, Diogenes Verlag

21,90 € (Gebundene Ausgabe)

463 Seiten

Aus dem Klappentext: "Ob beim Couchsurfing, auf Brautschau in der Ukraine oder als embedded journalist im Irak, in Guantánamo oder in Afghanistan - Arnon Grünberg bringt uns an Orte, wo wir alleine nie hinkommen würden."




"Die Seltsamen" von Stefan Bachmann, Diogenes Verlag

16,90 € (Gebundene Ausgabe)

368 Seiten

Aus dem Klappentext: "Bartholomew Kettle wäre gern ein ganz normaler Junge, aber er findet sich hässlich - fast so hässlich wie seine Schwester Hettie. Freunde hat er keine. Wie auch? Schließlich ist er ein Seltsamer, halb Mensch, halb Feenwesen, von beiden verachtet, vor beiden auf der Hut. Besonders seit Mischlinge wie er auf mysteriöse Weise verschwinden."

Freitag, 14. März 2014

Leipziger Buchmesse 2014: Tag 1

Die Leipziger Buchmesse begann für mich wesentlich aufregender als sonst, denn zum ersten Mal ging ich als Bloggerin hin. Da mein erster Tag aber voller Veranstaltungen war, verflog diese Aufregung schnell.

Nach einer ersten Runde über die Messe ging ich zu einem Interview mit dem Autor des Buches "Ach los, scheiß der Hund drauf!", der Biografie des ehemaligen Stern-Kriegsreporters Randy Braumann.

Peter Chemnitz erzählte beeindruckt, wie das Leben beide in Görlitz zusammengeführt hatte: Braumanns Frau wollte von Hamburg nach Sachsen ziehen, um näher bei ihrem Sohn zu sein und trotz Einwände ihres Mannes, landeten sie in Görlitz, da es seiner Frau dort besser gefiel.

Dank seines Neuankömmlings- und Promistatus trug man Peter Chemnitz zu, dass ein berühmter, ehemaliger Journalist in die Nachbarschaft gezogen war und so verkündete er dessen Ankunft in der lokalen Zeitung. Daraufhin meldete sich Randy Braumann bei ihm und man traf sich.

Peter Chemnitz stellte fest, dass Randy Braumann sehr gerne und gut Geschichten erzählte und schlug ihm vor diese aufzuschreiben. Der ehemalige Reporter lehnte ab: "Ich bin Journalist! Ich schreibe nur, wenn ich einen Auftrag habe!" So schrieb der Autor über zwei Jahre lang mit, bis Herr Braumann nicht mehr wollte ("Such nen Verlag; vorher erzähl ich nicht weiter!"). Das tat Peter Chemnitz auch und fand mit etwas Glück den Weltbuch Verlag.

Leider konnte Randy Braumann nicht bei dem Gespräch sein - man entschuldigte den älteren Herren wegen Erkrankung. Dennoch war das Gespräch und die ersten Anekdoten aus seinem Leben sehr interessant und unterhaltsam.

Die anschließende Veranstaltung zu "Roadtrip mit Guru" von Timm Kruse, Eden Books war ein leichtes Kontrastprogramm, da der Autor nach ein paar einleitenden Worten lediglich das Buch sprechen ließ.


Timm Kruse begann am Anfang seines Buches, wo er den Moment beschreibt, indem die übernatürliche Fassade des Gurus, dem er seitdem spontan neun Monate gefolgt war, zu bröckeln begann. Der Angriff wurde in Form einer großen, tätowierten, gewaltbereiten Bikerin namens Beate geführt. Die mit einigen blauen Flecken von einer Prügelei in die Raststätte eintritt, wo der Autor einen Kaffee trank. "Gott macht vor nichts Halt." Denn der Guru lehrt, dass Beate ebenso erleuchtet ist wie er.

Danach springt er vom Moment der Entzauberung zum Moment der Verzauberung. Er besuchte ein Festival der Indie Folk Musik wegen und probierte sich in einige der esoterischen Praktiken, die dort geboten wurden, aus. Schließlich kennt ihn ja keiner. Zufällig geht er zu einem Vortrag des besagten Gurus und wird gefangen genommen von der Atmosphäre aus Bewunderung, Gruppenaktivität und Gleichklang. Sehr amüsant fand ich dabei seine Vergleiche zum Fußballstadium, in dem meiner Ansicht nach dieselbe Macht herrscht: Verbundenheit und Sicherheit wird durch gemeinsames Singen und Rituale erzeugt und gestärkt.

Noch habe ich das Buch nicht erstanden - aber es steht erst mal auf der Eventuell-kaufen-Liste. Zumindest scheint es nach dem ersten Eindruck lehrreich und amüsant zugleich. Eine seltene Kombination.

Die nächste Veranstaltung war für mich fast die spannendste. So spannend, dass ich vor lauter zuhören und mitschreiben ganz vergessen habe, ein Foto zu machen ^_^ Aber auch ohne visuelle Unterstützung möchte ich euch gerne davon erzählen.

Es war ein Gespräch zu dem Thema "Wozu braucht man noch Literaturkritiker?", eingeladen war Ijoma Mangold, Ressortleiter Literatur von Die Zeit. Die erste niederschmetternde Erkenntnis war, ein echter Literaturkritiker entdeckt auf einer Buchmesse nichts mehr, schließlich wird er schon Monate vorher von Verlagen umworben und informiert und hat auch schon alles geschrieben, was es zu sagen gibt.

Danach philosophierte er hauptsächlich über die größte und schwierigste Aufgabe in der Literaturkritik: der Selektion. Die findet zum Teil schon durch die Verlage statt, die den Zeitungen nur die Bücher ans Herz legen, die sie selber passend finden. Anschließend filtert die Zeitung noch einmal. Bekannte Autoren ebenso wie Debütanten haben eine gute Chance - der eine, weil die Leute es erwarten, der andere, weil der Kritiker gerne auch einmal entdecken will. Einzelkämpfer und kleine Verlage haben keine Möglichkeit besprochen zu werden - da nahm Herr Mangold kein Blatt vor den Mund.

Angst vor dem Internet und einem damit einhergehenden eventuellen Existenzverlust hat er nicht. Eine Zeitung wie Die Zeit hat echte "Selektionsautorität", auf die die Leute vertrauen, während das Internet eine Selektionswüste ist ohne eigene Marke. Gerade diese Erkenntnis habe ich als Lehre für unseren Blog und mich dick unterstrichen - falls sich jemand von euch fragt, wo der Erfolg vergraben liegt: Ich persönlich denke, egal womit man es versucht, Konzept und damit einhergehende Selektion und Begrenzung sind die Schaufel zum Ausgraben ;-)

Obwohl ich nach diesen ganzen Eindrücken und der halben Messestände inklusive schon einiger Bücher auf der eventuell-kaufen-Liste ziemlich erledigt war, blieb noch ein Punkt auf der zu erleben Liste: "Die Großrussin" von Stefan Schwarz Rowohlt Verlag

Die Lesung fand ihm schönen und romantische Ambiente der Mädler Villa in Leutzsch statt - sehr schön um einen anstrengenden Tag ausklingen zu lassen. Der Autor hatte die Lesung mit viel Überlegung vorbereitet und führte selber durch den Abend. Leider werden Lesungen zu oft scheinbar gar nicht vorbereitet. Da ich ein Fan von solchen Veranstaltungen bin, finde ich das persönlich sehr schade.

Stefan Schwarz erzählte kurz die einleitende Geschichte: Ullrich Hasselmann ist Altphilologe und war in seinem früheren Leben, wie er selber sagt, "Bummeldoktorand" und auf der Suche nach einer einfach Einnahmequelle. Da geriet er an eine Heiratsvermittlungsagentur, die deutsche Akademiker und hübsche Russinnen zusammenbringt, damit die Damen aus Osteuropa "den Markteintritt" schaffen. D. h. erst mal in die Nähe reicher, deutscher Männer gelangen.

Stefan Schwarz las sehr gekonnt den Teil der Geschichte, in der die beiden Hauptfiguren verzweifelt versuchen die Ausländerbehörde von der Authentizität ihrer Gefühle zu überzeugen. Kein leichtes Unterfangen. Die Beschreibungen im Buch sind sehr detailliert sowie farben-, wort- und metapherreich. Meiner Begleiterin war es etwas zu viel - es erschien ihr mehr ein Haschen nach Pointen, die dadurch auch vorhersehbar wurden. Herr Schwarz überspitzte auch gerne gängige Phrasen ("Mein Herz tat einen Hockstrecksprung."). Im Verlauf der Geschichte nahm dieses überbordende Angebot etwas ab und der Autor nutzte seine Fantasie lieber für viele kleine Anekdoten und Nebengeschichten innerhalb des Buches. Ob der spätere Umschwung zu dem bisher unbekannten Sohn und der russischen Mafia aber vielleicht zu viel sein wird, weiß ich noch nicht.

Dank des gedämmten Lichtes gelang mir leider kein Foto. Die Lesung war aber sehr schön. Vielleicht beginne ich Stefan Schwarz auch mit einem seiner früheren Werke - wir werden sehen.

Mittwoch, 12. März 2014

Rezension: Verdacht ist ein unheimlicher Nachbar von Louise Welsh

„Verdacht ist ein unheimlicher Nachbar“ ist eines dieser Bücher, dessen Titel mich sofort angesprochen und neugierig gemacht hat. Das musste ich einfach lesen.
Ich selbst wohne in Frankfurt, in einem recht großen Wohngebiet. Obwohl es hier zum Teil sehr anonym zugeht kennt man doch mit der Zeit seine Nachbarn und hat Lieblingsnachbarn (Hallo Kathi, Hallo Martin!) und welche, bei deren seltsamen Verhalten man vielleicht sogar ins Grübeln kommt. Im Buch von Louise Welsh dreht sich alles um ein Berliner Wohnhaus und seine seltsamen Mieter.

„Verdacht ist ein unheimlicher Nachbar“ von Louise Welsh
288 Seiten
19,95 € (Sondereinband)








Jane zieht zu ihrer Partnerin Petra nach Berlin. Die gebürtige Schottin ist schwanger und möchte gemeinsam mit der Frau ihrer Träume in Berlin ein neues Leben anfangen. Was für Jane so verheißungsvoll begann wird bald zu einer frustrierenden Zeit. Petra ist eingespannt in ihre Arbeit, die Stadt und Sprache sind Jane fremd und sie findet kaum Anschluss. In dieser schwierigen Phase beginnt sie zu beobachten, dass ein junges Mädchen in ihrem Haus sich seltsam verhält. Jane vermutet, dass ihr Nachbar seine Tochter missbraucht. Bald beobachtet sie immer unheimlicheres Geschehen in diesem seltsamen Wohnhaus.

Mir ist bisher noch kein Buch begegnet, das sich so perfekt mit dem alltäglichen Horror und dem Grusel der Vorstellungskraft beschäftigt. Janes Beobachtungen und Gefühle werden in einer knappen und trotzdem ungemein bildreichen Sprache beschrieben. Die Situationen kommen mir nur allzu bekannt vor. Jeder kennt wohl Tage an denen er auf dem Heimweg auf einer dunklen Straße in jedem Schatten ein Monster und in jedem Geräusch die Schritte eines Unbekannten erkennt. In Louise Welshs Buch ist diese Stimmung perfekt eingefangen. Die Schilderungen scheinen fließend zwischen Realität und überhöhten Phantasien zu wechseln. Ich habe genauso an Janes Wahrnehmung gezweifelt wie die Protagonistin selbst. Später fühlt man die starke Einsamkeit, die Jane empfinden muss, als sie merkt, dass keiner ihr Glauben schenkt quasi am eigenen Leib. Fühlt sich vom düsteren Haus im Hinterhof genauso beobachtet und leidet mit der Protagonistin.

Wer Alfred Hitchcocks Film „Fenster zum Hof“ mag liegt mit „Verdacht ist ein unheimlicher Nachbar“ genau richtig. Bei beiden handelt es sich um spannende „Kriminalgeschichten“ mit einem reduzierten Personenkreis und engen Handlungsgebiet, die nur durch ihre erzählerische Qualität „funktionieren“. Ich persönlich genieße diese Erzählkunst sehr und (das habt ihr sicher schon gemerkt) mag die Art von Büchern, die ohne Effekthascherei auskommen und dennoch Spannung und Horror bieten.

Ich habe wirklich lang überlegt, was mich an „Verdacht ist ein unheimlicher Nachbar“ gestört hat, gefunden habe ich nichts. Ich wollte das Buch ungern beenden weil ich die Stimmung so besonders fand, es sich so flüssig lesen lies und auch die Charaktere allesamt äußerst ungewöhnlich waren. Für die Thematik hat das Buch aber wiederum die genau richtige Länge. Und wer würde schon wollen, dass eine Geschichte nur um ihrer selbst willen aufgebläht wird?
Ja, ihr ahnt es... 5 von 5 Leseratten für „Verdacht ist ein unheimlicher Nachbar“ weil es ein stilles, kraftvolles Buch ist, das mich gefesselt hat.

Montag, 10. März 2014

Vorschau: Leipziger Buchmesse 2014

Da die Antwort auf die Montagsfrage ("Gibt es ein Buch, dass du aus Prinzip (noch) nicht gelesen hast?") bei uns beiden nein lautet, möchte ich heute lieber über etwas anderes schreiben.

Ich bin auf Heimaturlaub in Leipzig und schon voller Vorfreude auf die bevorstehende Buchmesse! Das erste Mal in meinem Leben habe ich mir heute eine Dauerkarte gekauft, um die vier Tage voll ausschöpfen zu können. Neben den vielen Ständen und Büchern, die es zu entdecken gibt, bin ich vor allem ein Fan des begleitenden Lesefestes "Leipzig liest".

Als ich in Leipzig ankam, bekam ich das Programm von einer freundlichen Buchverkäuferin geschenkt und habe es bereits durchgeschmökert. Auf die folgenden Programmpunkte freue ich mich schon:

"Die Großrussin" von Stefan Schwarz Rowohlt Verlag

16,95 € (Broschiert)

Kann es Liebe geben zwischen einem kleinen hypochondrischen Deutschen und einer sehr großen Russin?

Stefan Schwarz gibt an verschiedenen Tagen, an verschiedenen Orten Lesungen. Ich werde wahrscheinlich am Donnerstag, 13.03.2014 dabei sein.







"Ach los, scheiß der Hund drauf!" von Peter Chemnitz Weltbuch Verlag

16,90 € (Gebundene Ausgabe)

Mit diesem Satz hat sich der "stern"-Kriegsreporter Randy Braumann in brenzligen Situationen Mut gemacht.

Am Donnerstag, 13.03.2014 gibt er auf der Leipziger Buchmesse zusammen mit dem Autor Peter Chemnitz eine Lesung.





"Roadtrip mit Guru" von Timm Kruse, Eden Books

12,95 € (Broschiert)

Timm Kruse verlässt sein bisheriges Leben, weil er auf einem Festival einen indischen Guru kennenlernt. Er lebt in seinem Ashram in Indien und reist mit ihm um die Welt.

Mein bisheriger Buchmessefavorit! Genau mein Thema - Neuanfänge, Reisen, Selbstfindung. Lesung: 13.03.14 auf dem Messegelände.



Und vieles, vieles, vieles mehr! Die Kamera ist bereit und das Sitzhöckerchen auch! Ich hoffe, gerade das zweite wird mir viele Lesungen ermöglichen. Da man nie weiß, wo man reinkommt und wo nicht, will ich euch gar nicht mehr den Mund wässrig machen. Aber ich werde euch fleißig von meinen Erlebnissen und den Büchern berichten!

Außerdem werde ich noch ein paar Vorträge zum Thema Bloggen und vor allem das Bloggertreffen von lovelyBooks.de und Bastei Lübbe besuchen! Ich hab mich so gefreut, dass ich noch einen Platz auf der Gästeliste ergattern konnte.

Ich freu mich auf die vielen Erlebnisse, Eindrücke und Erfahrungen!

Sonntag, 9. März 2014

Rezension: Das Leben, natürlich von Elizabeth Strout

Ich weiß gar nicht mehr wie „Das Leben, natürlich“ in meinem Einkaufskorb bei der Weihnachtsbestellung landete. Ich surfte auf Amazon hin und her und auf einmal blieb ich an diesem Buch hängen, jetzt hat es perfekt zu meiner Stimmung gepasst. Im Moment brauche ich Geschichten mit Herz, die Leben versprühen und  mich nachdenklich machen sollen. Genau das konnte „Das Leben, natürlich“ bieten.

„Das Leben, natürlich“ von Elizabeth Strout
394 Seiten
19,99 € (Hardcover)









„Das Leben, natürlich“ erzählt die Geschichte der Geschwister der Familie Burgess. Die Familie stammt aus Shirley Falls, einer Kleinstadt in Maine. Shirley Falls ist ländlich gelegen und geprägt von einer hohen Arbeitslosigkeit. Die beiden Söhne der Familie sind nach New York „geflohen“, die Eltern längst verstorben, nur die Schwester Susan mit ihrem Sohn Zachary lebt noch in Shirley Falls. Als Zachary eines Tages einen gefrorenen Schweinekopf in die Moschee der somalischen Muslime von Shirley Falls wirft wird dadurch eine Welle losgetreten, die den Ort aber auch das Leben der Familie durcheinanderwirbelt.

„Das Leben, natürlich“ ist ein Buch, bei dem ich ständig Zitate herausschreiben wollte, weil die Sätze so schön und wahr waren, aber es nicht konnte, weil ich unbedingt weiterlesen musste.

Ich war von der einfachen aber doch sehr bewegenden Geschichte völlig fasziniert. Diese Geschehnisse, die so einfach und „undramatisch“ beginnen, und die Auswirkungen, die sich daraus im Laufe des Buches entspinnen, waren einfach mitreißend. Das Buch ist in vier Abschnitte unterteilt, die wie Akte im klassischen Theater wirken: der Konflikt um Zacharys Missetat beginnt noch recht ruhig, die Familie und die Hintergründe werden vorgestellt. Im nächsten Abschnitt spitzt sich das Geschehen zu, Zachary wird angeklagt und die Misere nimmt ihren Lauf, der dann in den letzten beiden Abschnitten erst eskaliert und abschließend „gelöst“ wird.
(Wie sich die Handlung auflöst werde ich natürlich nicht verraten, das wäre ja noch schöner…*hihi).
Das Buch lebt von den kleinen zwischenmenschlichen Problemen und zeigt zusätzlich eine ehrliche, leise Gesellschaftskritik. Besonders bewegend war dabei für mich vor allem die realistische Darstellung des seltsamen Verhaltens beider Gruppen in Shirley Falls nach Zacharys Tat. Beide Bevölkerungsgruppen schienen vor allem durch ihr Misstrauen gesteuert.
Da ist das Misstrauen und die Aggression der Einwohner von Shirley Falls gegenüber den Somali, die afrikanischen Zuwanderer werden wie eine Plage und Prüfung für den Ort betrachtet. Es gibt einem fast das Gefühl, Zacharys Tat würde gebilligt werden. Aber auch die Somali zeigen vor allem Misstrauen und ihre Passivität ist deprimierend, sie wollen sich nicht Eingliedern und Verachten ihre neue „Heimat“. Zacharys Tat scheint für sie nur ein weiterer Beweis, dass dieses Land schlecht und verroht ist.
Es war eine wirklich ungewöhnliche Darstellung und doch wirkte sie ernsthaft und ehrlich. Zwischendurch habe ich mich immer wieder gefragt, wie wohl Zacharys wirkliche Beweggründe lagen, irgendwo zwischen Dummejungenstreich und Hasstat muss die Wahrheit liegen.
Im Buch wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt und man merkt allen Protagonisten an, wie sie sich im Verlauf der Handlung entwickeln. Sie zeigen Stärke, lassen Schwächen zu und geben ihrem Leben neue Richtungen. 

„Das Leben, natürlich“ besticht vor allem durch seine Menschlichkeit, die bewegende Handlung und die lebendigen Charaktere. Die tolle Sprache habe ich zwar schon kurz erwähnen können, möchte sie aber gar nicht weiter thematisieren, da für mich bei diesem Buch ganz klar die Handlung im Fokus steht.  Ich habe das Buch geradezu verschlungen und musste jetzt sofort diese Rezension niederschreiben, um die aufwühlende Handlung zur Ruhe legen zu können. 
Ich vergebe 4 von 5 Leseratten, noch besser hätte mir das Buch gefallen können, wenn Zachary, der diesen Stein zum Rollen brachte, auch noch selbst zu Wort gekommen wäre. Seine Sicht hätte die Geschichte abrunden können und einen tollen Kontrast geboten zu den Einschüben des Zuwanderers Abdikarim, der in Zachary trotz aller Differenzen den Menschen sehen konnte.

Freitag, 7. März 2014

Liebster Award - Discover new blogs!


Méditerranée von Méditerranée Books Blog hat uns für den "Liebster Award" nominiert und wir fühlen uns sehr geehrt. Vor allem weil uns die Fragen sehr gut gefallen!

Die Regeln sind:
- Verlinke die Person, die dich nominiert hat.
- Beantworte die Fragen, die dir gestellt wurden.
- Nominiere 11 Blogs, die unter 200 Followern haben und sage denjenigen Bescheid.
- Denke dir 11 eigene Fragen aus.

Hier Méditerranées Fragen:

1. Ihr schreibt zu zweit. Wer hat aber die Idee gehabt, zu bloggen?

Susi: Die Idee hatte Alex. Sie hat mich einfach gefragt und ich hab ja gesagt, weil ich es spannend und aufregend fand.

2. Habt ihr den gleichen Büchergeschmack?
Alex: Da soll ich wirklich antworten? Ich sage mal ganz klar "Jein!". Ich lese gern auch mal Krimi und Thriller, Susi mag das gar nicht. Beide mögen wir aber zum Beispiel Biographien und Bücher, die auf wahren Begebenheiten beruhen. Susi liest Reiseliteratur, das ist nicht so meins. Mit anspruchsvoller Belletristik wiederum kann man uns beide locken. Ich finde, das ist sehr ausgewogen.

3. Teilt ihr andere Interessen als Bücher?
Susi: Filme! Gelegentlich liest man auch in unserem Blog über Filme oder Sneaks, die wir gemeinsam besuchen. Aber wir teilen auch unser Interesse für Essen, Spiele und gemütliches Beisammen sein und reden, reden, reden!

4. Habt ihr schon an Bloggertreffen teilgenommen?
Alex: Nein. Gerade heute hätte diese Frage Susi treffen sollen. Sie hat sich für ein Bloggertreffen auf der Leipziger Buchmesse angemeldet und wird das also mal ausprobieren, falls sie noch einen Platz bekommt.

5. Habt ihr das Gefühl, dass Bloggen eure Leben ein bisschen verändert hat?

Susi: Ich denke schon, dass es unser beider Leben verändert hat. Es verschiebt die Prioritäten - zum Glück! - mehr Richtung Freizeit und weg von Alltag und Beruf. Es motiviert seinen wirklichen Interessen nachzugehen und Neues auszuprobieren, wie Alex erste Lesung zum Beispiel.

6. Hattet ihr andere Vorstellungen von Bloggen bevor ihr angefangen habt oder ist es genau wie ihr es vorher gedacht habt?
Alex: Es ist besser, aber auch anstrengender als erwartet: Ich habe nicht gedacht, dass man sich so schnell in der „Blogger-Community“ heimisch fühlt, ich hatte nicht gedacht dass Social Media so einen hohen Stellenwert hat und man auch so nette Kontakte zu Verlagen entwickeln kann. Hinter der Pflege des Blogs und der Vorbereitung der Posts steckt allerdings auch mehr Arbeit als erwartet.

7. Gibt es eine Jahreszeit wo ihr mehr lest?
Susi: Ich denke im Sommer - weil ich mehr draußen und unterwegs bin und der böse Fernseher mich weniger verführen kann.
Alex: Nein, ich lese genauso gern im Liegestuhl in der warmen Sonne wie auf dem Sofa eingekuschelt in meine Decke.

8. Welchen Autor würdet ihr gerne interviewen können?
Susi: Meine Lieblingsautorin, Connie Palmen, weil ich nie genau weiß, was sie und was Fiktion ist. Obwohl ich wahrscheinlich viel zu viel Angst hätte! Weil sie eine so erfahrene Interviewerin ist!
Alex: Puh, schwierig… Ich würde gern mal Stephen King live bei einem Interview erleben, würde es mir aber im Leben nicht trauen, eine Frage zu stellen. Immerhin ist er der „King“.

9. Buchmesse oder lieber nicht?
Susi: Unbedingt! Ich bin in Leipzig aufgewachsen, der Stadt mit der eindeutig besseren Buchmesse ;-P und ich freue mich schon darauf, dieses Jahr wieder ganz viel Zeit für sie zu haben.
Alex: Ja! Obwohl ich Menschenmassen nicht so mag bin ich von der Atmosphäre und den vielen interessanten Veranstaltungen sehr angetan.

10. Führt ihr eine Liste über die Bücher, die ihr lest?
Alex: Ich notiere mir schon länger Bücher, die ich gelesen habe regelmäßig auf (ich habe hier sogar mein Büchertagebuch vorgestellt). Manche gehen mir jedoch durch die Lappen, wenn ich zu schnell zum nächsten greife und das notieren vergesse. Das soll jetzt mit dem Büchertagebuch anders werden.

11. Lest ihr auch in englisch oder in anderen Sprachen?

Susi: Ich gestehe - nein. Ich bin nicht so das Sprachengenie und freue mich, dass ich wenigstens eine sehr gut beherrsche ;-).


Wir möchten es Méditerranée gleich tun und nur einen Blog nominieren, da 11 für einen "Liebster" doch etwas viel sind.
Wir wählen Catherine und Madeleine vom Buchlingreport und nutzen die Chance ihnen von Bloggerteam zu Bloggerteam ein paar Fragen zu stellen.


Unsere Fragen sind:

1. Ihr seid auch ein Bloggerteam, wie teilt ihr euch die Bloggarbeit auf und organisiert eure Artikel?
2. Teilt ihre andere Interessen als Bücher? (Sorry Mediterranée, aber die Frage ist perfekt für ein Bloggerteam...)
3. Habt ihr noch unerfüllte Ziele und Ideen, die ihr gern mit eurem Blog umsetzen möchtet?
4. Hat das Bloggen euer Leseverhalten verändert?
5. Lest ihr häufig dieselben Bücher und lasst euch gegenseitig von eurer Begeisterung anstecken?
6. Ihr kürt euren Lesetipp des Monats, seid ihr euch dabei immer einig oder gab es schonmal Diskussionen?
7. Habt ihr schon mal an einer Leserunde teilgenommen?
8. Was war euer bisheriges Highlight im (kurzen) Lesejahr 2014?
9. Kauft oder leiht ihr eure Bücher lieber?
10. Ihr habt auch einen ziemlich anspruchsvollen Lesegeschmack, wo entdeckt ihr neue Bücher, die euch interessieren?
11. Nach welchem System sind die Bücher in euren Regalen geordnet?

Mittwoch, 5. März 2014

Bild&Wort: Licht der Stadt

Ich werde euch am Wochenende ein Buch vorstellen, das in einer typisch amerikanischen Kleinstadt spielt. Als ich das Buch gelesen habe, hab ich in einigen Beschreibungen auch meine Kleinstadt-Heimat wiedererkannt. Besonders gefallen hat mir die Beschreibung der Lichter, oder des Dunkels, der Stadt.

(Foto, mal wieder, mit freundlicher Unterstützung von eipesch.com)


"Die Straßen waren dunkel. 
Er staunte jedes Mal, wie dunkel die Nacht außerhalb der Großstadt war."
- Das Leben natürlich von Elizabeth Strout, S. 69

Montag, 3. März 2014

Montagsfrage #13 von Libromanie


Heute geht es bei der Montagsfrage von Libromanie eigentlich um eine sehr prakische Frage, die aber auch viel über unser Verhältnis zu unseren Lieblingen offenbart.

"Was machst du mit gelesenen Büchern?"

Susis Antwort: Alles mögliche. Einerseits hänge ich sehr an meinen Büchern, andererseits bin ich dafür, seinen Besitz so klein wie möglich zu halten, weil es einen am Ende doch mehr belastet, als es einem Freude schenken kann. Also behalte ich sie, soweit das Bücherregal sie fassen kann. Und eine Erweiterung gab es bisher noch nie, höchstens eine Verkleinerung als ich nach Frankfurt zog. Schlechte Bücher werfe ich auch einfach weg, wenn ich nicht glaube, dass sie irgendjemandem eine Freude machen könnten. Den Rest verschenke, vertausche, verkaufe ich. Obwohl die erste beiden wesentlich häufiger vorkommen. Mir geht es vor allem darum, dass meine Bücher ein neues würdiges zu Hause bekommen.

Alex' Antwort: Mittlerweile schaffe ich es wirklich schnell nach dem Lesen zu entscheiden, ob ein Buch bleiben darf oder wieder ausziehen muss. Da in unserer Wohnung noch recht wenig Platz für Regale ist müssen die meisten Bücher auch gleich wieder ausziehen. Ich verkaufe, verschenke und vertausche sie dann, wobei bei mir das verkaufen der erste Weg ist. So schaffe ich es ab und an durch das Abgeben von Büchern Budget für neue Bücher zusammen zu bekommen.
So konsequent aussortieren fällt mir aber manchmal wirklich schwer, da ich meine Bücher irgendwie alle liebe. Und so passiert es immernoch ab und an, dass ein Buch erst im Regal landet, ich meine Kreise darum ziehe, überlege, grübele und es dann irgendwann doch wieder abgebe.
Bei den absoluten Schätzen gibt es diese Diskussion natürlich gar nicht erst. Die müssen immer noch irgendwie ins Regal gestopft werden. Bisher hat das zum Glück immer gepasst. Ich bin zwar leicht für ein Buch zu begeistern, den Wunsch es nochmal zu lesen hege ich aber nur bei wenigen Lieblingsbüchern.

Sonntag, 2. März 2014

SUB-Leichen lesen: "Anatomie der Schuld" von Jefferson Bass

Bevor Susi und ich den Blog gegründet haben hatte ich nie einen wirklichen „Stapel“ ungelesener Bücher, meist waren immer nur ein oder zwei ungelesene Bücher auf Vorrat im Haus. Ein Buch hat sich trotz allem sehr lang bei mir herumgedrückt und ich habe es jetzt endlich mal gelesen „Anatomie der Schuld“ von Jefferson Bass habe ich mir von meiner Schwiegermutter geliehen und (leider) länger nicht beachtet.

Jetzt habe ich es gelesen und es hat mir wirklich gut gefallen. Als ich aber an der Vorbereitung der Rezension saß ist mir aufgefallen, dass es dieses Buch nicht mehr zu kaufen gibt. Also natürlich könnt ihr es über einen der vielen Gebrauchthändler finden, aber neu oder gar als ebook gibt es das Buch nicht mehr.

Da habe ich gleich angefangen mich grundsätzlich zu fragen, wie das für euch Leser eigentlich ist… möchtet ihr, dass auch die alten Bücher vorgestellt werden und ich euch so den Mund wässrig mache auf ein Buch, dass man vielleicht nur noch schwierig auftreiben kann?

Ich selbst bin mir da zwar auch nicht so sicher, habe mich aber vorerst entschieden diese Bücher hier ganz normal vorzustellen. Vielleicht mit einem kurzen Tipp wo man sie noch auftreiben kann. Nur weil sie nicht mehr neu verfügbar sind, heißt das nicht, dass die Bücher nicht gut und lesenswert sind. Bei den hunderten von Neuerscheinungen jedes Jahr ist es ja gar nicht verwunderlich, dass nicht jedes Buch lang zur Verfügung steht.

„Anatomie der Schuld“ von Jefferson Bass
Goldmann Verlag
416 Seiten
Gebraucht ab 0,94 € bei Amazon-Marketplace









„Anatomie der Schuld“ ist ein spannender und atmosphärischer Thriller rund um den Forensiker Dr. Bill Brockton. Bill Brockton ist Mitarbeiter der sogenannten Body Farm und ein Experte auf dem Gebiet der Knochenanalyse. Seit dem Tod seiner Frau hat er sich fast völlig in seine Arbeit zurückgezogen und bestreitet in diesem Buch einen Fall in einer abgelegenen Bergregion in Cooke County, einer Region in der Vetternwirtschaft und Bestechung auch die Arbeit der Polizei sehr stark prägen. Als in dieser Region in einer entlegenen Höhle die Leiche eines längst verschollenen Mädchens gefunden wird kann Bill Brockton den Fall nur gegen einige Widerstände untersuchen.

„Anatomie der Schuld“ mag ein ganz klassischer forensischer Thriller sein und das Rad nicht neu erfinden, mir hat das Buch aber den Spaß an diesem Genre zurückgegeben. Die Beschreibungen der Arbeit an den Skeletten und Leichen ist zum Teil nichts für zarte Gemüter, wirkt aber detailliert und wissenschaftlich fundiert. Im Anhang des Buches finden sich sogar einige beschriftete Skizzen von menschlichen Skeletten. Die Body Farm ist durch die Bücher von Patricia Cornwell berühmt geworden (das passende Buch liegt auch noch hier rum), in „Anatomie der Schuld“ werden diese Beschreibungen aufgegriffen und spannend ergänzt. Es war wirklich faszinierend zu lesen, was unsere Knochen über uns erzählen, meine Knochen könnten vermutlich auch schon Bände sprechen...

Besonders positiv sind mir die Charaktere des Buches aufgefallen. Sie waren durchweg detailliert beschrieben und zumeist sehr sympathisch. Außerdem kommt bei allen Charakteren der soziale Hintergrund und die Motivation ihrer Handlungen sehr deutlich rüber und macht das Buch in sich stimmig und die Handlung glaubhaft.
Einen kleinen Abzug erhält das Buch in meiner Wertung, da die Handlung an wenigen Stellen etwas einfallslos fortgeführt wurde und nicht mit der an sich spannenden Thematik mithalten konnte. Insgesamt bekommt „Anatomie der Schuld“ von mir 4 von 5 Leseratten.


Samstag, 1. März 2014

Challenge 2014: 3. Leseexperiment

 

Es ist wieder Zeit für ein LeseExperiment und dieses Mal soll es schon etwas mehr Zufall sein:

"Lies ein Buch, auf dessen Cover das erste darstellbare Substantiv auf Seite 72 deines zuletzt gelesenen Buches abgebildet ist." 

Hää? Wie nochmal?
Also ganz einfach: Schlagt Seite 72 eurer letzten (oder aktuellen) Lektüre auf und schaut nach welches das erste Wort ist, dass man abbilden kann: Hand, Tisch, Tür... irgendetwas "darstellbares" und das muss dann auf dem Cover des nächsten Buches zu finden sein.

Manchmal kann das ganz schön kniffelig werden! Wir versuchen trotzdem wieder beide unser Glück.

Susi wird mit folgendem Buch teilnehmen:


"Straßen von gestern" von Silvia Tennenbaum Schöffling & Co

656 Seiten

19,95 € (Gebundene Ausgabe)

(Ich hab mir eine gebrauchte gebundene Ausgabe für 3,97 € bestellt, da es lustigerweise günstiger als ein gebrauchtes Taschenbuch war.)

Zunächst wollte ich verzweifeln - mein letztes Buch "Im Sommer abends um halb elf" war schon herausfordernd genug, aber zunächst hatte ich das Wort "Blitz" gefunden und dachte, ich würde nie was passendes finden. Aber nach einem erneuten kritischen Blick fiel mir auf, dass das Wort "Straße" davor kam und ebenfalls darstellbar war. So stieß ich schnell auf "Straßen von gestern", das ich schon oft im letzten Jahr in der Hand gehabt habe. Es gefiel mir aufgrund des historischen und lokalen Bezuges. Ich bin seit ein paar Jahren Wahlfrankfurterin und es wird doch langsam Zeit sich ein wenig mit dieser Stadt, in der nie jemand zu wohnen sondern nur zu arbeiten scheint, zu beschäftigen. Wünscht mir bei diser Seitenzahl mehr Glück als bei meinem letzten Challengebuch! Insbesondere wo es doch das offiziell erste Buch ist, welches ich lese und nur nach dem Cover ausgesucht habe. ^^

Alex tritt mit diesem Buch an:


"Die dreizehnte Geschichte" von Diane Setterfield
Heyne Verlag
528 Seiten
9,99 € (Taschenbuch)

Ich hatte Glück. Ich habe gerade "Der Teufel von New York" von Lyndsay Faye beendet, dort war das erste darstellbare Wort auf Seite 72 "Schraube". Dazu hätte ich nur schwierig ein Buch gefunden, hätte vermutlich "Bisswunden" von Greg Isles wieder lesen müssen. Jetzt habe ich aktuell "Verdacht ist ein unheimlicher Nachbar" von Louise Welsh in der Hand, dort beginnt Seite 72 mit "niemals eine Facebook-Seite einrichten würde.".
Das heißt "Seite" wäre das erste darstellbare Wort bei diesem Satz, Facebook als Markenname nehme ich da mal ganz mutig raus. Mit dem Wort "Seite" musste ich sofort an ein kürzlich gekauftes Buch auf meinem SUB denken: "Die dreizehnte Geschichte" von Diane Setterfield. Da sind sogar recht viele Seiten auf dem Cover!

Wir drücken die Daumen und wünschen viel Spaß beim Suchen, Graben und Stöbern!